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Muschel Exotica Amaryllis Kirsche Kastanie Blatt Granatapfel Papaver

Muschel Lampion Manfred Arntz
Am Ellenberg 8
49170 Hagen a.T.W.
manfred.arntz@web.de

"Frugale Entgleisungen"
Hommage an Maria Sybille Merian
Eine Photoausstellung von Manfred Arntz


01. - 29.10.2004
intervision-studio
lohstr. 58
49074 osnabrück
mi - sa 17 - 19h und n.V. tel. 0541 / 2 05 19 26

Eröffnungsrede von Francoise Herbin
Lebenslauf Manfred Arntz

Die Blumen des Sommers und die Früchte des Herbst thematisieren großformatige Farbphotographien von Manfred Arntz. Die Ausstellung wird begleitet von einer kleinen Sammlung stilbildender botanischer bzw. photographischer Bücher, die eine vergleichende Gegenüberstellung unterschiedlicher Sichtweisen ermöglichen. Zwischen beiden Gruppen fungiert als Bindeglied eine Diaprojektion, die die Vielfalt der Strukturen, Farben und Formen verdeutlicht.

Anmerkungen zur Geschichte des Stilllebens

Die Vorstellung eines ehemals paradiesischen Zustandes, in die die Erkenntnis des Menschens einbricht, hat gleichwohl die Sehnsucht nach einem Urzustand fast alle Hochkulturen beflügelt. Bei den Griechen waren Blüte und Frucht herausragende Elemente des Arkadischen, während die Fresken römischer Villen häufig exotische Pflanzen zeigten. Mehrere hundert Jahre Christentum hatte die ehemals üppige, sinnenreiche Antike stark gedämpft, bis dann die Renaissance durch eine Neubewertung griechisch-römischer Kultur neue Wege aufzeigte. Vor allem stand die genaue, unvoreingenommene Beobachtung von Naturphänomenen im Mittelpunkt. Formen und Funktionen der sichtbaren Welt ließen sich durch neue technische Instrumente entdecken und allmählich schien die Welt beherrschbar zu werden. Das Nahe und das Ferne ergaben einen erweiterten Horizont, Naturwissenschaftler und Künstler arbeiteten gemeinsam an der Aufklärung der noch offenen Fragen, wobei die darstellende präzise Zeichnung eine wertvolle Hilfe bedeutete. Als sich dann später die eigenständige Gattung des Stilllebens etablierte, trennten sich die Wege zwischen Naturwissenschaft und Kunst. Auf der einen Seite weiterhin eine mehr realistische, nüchterne, die ‚Wahrheit’ suchende Fraktion, und auf der anderen Seite das geistige Idealbild eines Künstlers mit all seinen metaphysisch verklärenden Metaphern oder Symbolen.
Die Wende zur modernen Welt markierten Künstler wie Courbet, Manet, Degas oder die Impressionisten, die ohne literarische Anleihen aus der Antike auskamen.
Den modernen Künstlern erschloss sich erstmals der Alltag, indem sie mit neugierigen, offenen Blicken – etwa auf einen banalen Blumenstrauß oder auf schlichte Früchte auf dem Markt – die Welt der neuen Metropolen ganz anders darstellten. Nicht das Motiv war das Besondere, sondern vielmehr die neue Art des Sehens wie etwa bei den Bildern Gauguins oder van Goghs. Dazu kamen Einflüsse ostasiatischer Kunst wie etwa die Farbholzschnitte von Hokusai oder Hiroshige, die mit extremen Aus- und Anschnitten arbeiteten. In der Folge wurden die Entwürfe immer kühner, vereinfachender und abstrakter, bis zum Ende des 20. Jahrhunderts die ironisch zitierende Postmoderne ein neues Rad in Bewegung setzte.

Die ab 1. Oktober ausgestellten Fotografien verstehen sich als Momentaufnahmen über das Entstehen einer Blüte bis zu ihrem Verfall. Die fotografische Verdichtung und Intensivierung ermöglicht eine vertiefte Anschauung, die möglichen Fantasien Raum lässt.

Manfred Arntz