Ilka Lauchstädt Film-und Medienkünstlerin
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Jede Eindeutigkeit war ihr ein Dorn im Auge. Die Widersprüche, am liebsten die unaufgelösten, waren Ilka
Lauchstädts Antrieb, um Filme, Fotos, Videos und Installationen zu produzieren. Die Parallelwirklichkeiten und Vielschichtigkeiten bearbeitete sie nur insoweit, dass die Kunstform eine Differenz zur Wirklichkeit bildete und in der Zeit Bestand hatte. Mehr als fabuliert hat sie examiniert: vergrößert, angehalten, hervorgehoben, aus einer anderen Perspektive angesehen. Dennoch war der wissenschaftliche Diskurs, dem sie hier, in Osnabrück, beim Studium der Medienwissenschaft begegnete, für sie keine Erkenntnis- sondern vor allem eine Inspirationsquelle, die ihre Sensibilität für die Vielheit des Uneindeutigen schärfte, wie in ihrer frühen Arbeit »Gilda und Andrew« aus dem Jahr 1986 zu sehen ist. Ilka Lauchstädt entwickelte bis zu ihrem Tod im Jahr 2008 Erzählstrukturen, die versuchten, den Reichtum der Wahrnehmung in die Kunst hinüberzuretten. Bereits 1988 zeigte sie auf dem EMAF die Interaktive Arbeit »Terra Z«, die ihrem Streben nach erzählerischer Vernetzung und visueller Vielschichtigkeit Rechnung trug. Ilka Lauchstädt tauchte in unscheinbare Welten ein, um sie medial zu durchleuchten und ihnen dadurch einen Sinn zu geben, so in ihren Arbeiten »Heim und Horizont« oder »Boelckestraße«. Schließlich benutzte sie in der Installation »Das Entzücken der Botanikerin« die naturwissenschaftliche Realität, um die Mediatisierung der Naturkreisläufe und das Gedeihen der Bilder zu thematisieren. Wie immer ging es ihr dabei nicht darum, Eindeutigkeiten festzustellen, sondern eine paradoxe und zugleich banale Wirklichkeit zu beseelen.Wenn sie einmal schrieb, dass »jedes Bild sein Eigenleben« habe, meinte sie dies nicht metaphorisch, sondern ausnahmsweise einmal wortwörtlich. »I do not accept the lethargy of the eye.« (Ilka Lauchstädt) All kinds of definiteness annoyed her. The inconsistencies, preferably the unresolved ones, were Ilka Lauchstädt’s motivation to produce films, photos, videos and installations. She only worked on the parallel realities and complexities to make the art work constituting a difference to reality. She examined rather than fabulated: she enlarged, stopped, emphasised, view from another perspective. Nevertheless, the scientific discourse she experienced while studying media sciences here in Osnabrück was not a source of knowledge to her but, above all, a source of inspiration which sharpened her sensitivity to the multiplicity of ambiguity, as can be seen in her early work »Gilda und Andrew« from 1986. Ilka Lauchstädt developed narrative structures until her death in 2008 that endeavoured to transfer the richness of perception to art. As early as in 1988, she presented the interactive work »Terra Z« at the EMAF, which expresses her ambition of a narrative networking and visual multiplicity. Ilka Lauchstädt immersed herself into trivial worlds to investigate them with media and thus give them meaning, as in her works »Heim und Horizont« (»Home and Horizon«) or »Boelckestraße«. Finally, she used natural scientific reality in her installation »The Botanist’s Delight« to discuss the influence of media on the circular flow of nature. At the same time she worked on the autonomous life of the image. As always, she was not concerned with identifying definiteness but about breathing life into a paradoxical and simultaneously banal reality. When she once wrote that »every image has its own life« it was not meant metaphorically but, for once, literally. VIDEOS, VIDEOSTILLS AND PHOTOGRAPHY Ilka Lauchstädt Gilda ist,wo sonst Andrew ist. Sie denkt mit sich. Andrew ist anderswo. Irgendwo am Ende der Welt sucht er ... und verliert. Frei nach einer Passage aus Gertrude Steins ¯IDA® ist die Arbeit ein Spiel um Liebe, Projektionen und Zeichen. Berührungen finden nur auf der Ebene des Bildschnitts statt. Gilda is, where usually Andrew is. She thinks with herself. Andrew is elsewhere. Somewhere at the end of the world he searches ... and looses. Based on a passage of Gertrude Steins ¯IDA® this work is a game of love, desire and signs. They only come in touch on the level of cutting. D, 1986, U-matic, 7:00 Ilka »jongliert« in ihrem Video mit filmischer Sprache und lyrischen Texten, die wie Zwischentafeln in Stummfilmen angelegt sind und das fast schwebend wirkende dramatische Gerüst bilden, die die traumhaften Szenen zusammenfügt. »Immer geht es (auch) um Fluchtpunkte, Linien, die sich in den endlosen Perspektiven der weiten Landschaften zu verlieren scheinen.« Ilka Lauchstädt juggles in her Video with cinematographic and lyrical text-passages which appear like intertitles in silent movies and construct the subtle floating dramatic scaffolding which bind the dreamlike sequences. Vanishing points are in focus, lines which seem to disappear in the endless perspectives of the landscape. D, 2006, Mini DV, 13:00 ENTZÜCKEN DER BOTANIKERIN) Mediale Schöpfungen oder Mutationen der Imagination – zwei Schichten vermischen sich allmählich. Medial breeding or mutations of imagination - two layers beginning to mix. D, since 2005, Installation and DVD, Loop, 7:00 Ilka Lauchstädts Leuchtkästen zeigen Einzelbilder einer Videosequenz, einen Tunnel unter der Autobahn. Es ist ein unbehaglicher Ort des Übergangs, den man als Fußgänger möglichst schnell durchquert. Ilka Lauchstädt´s light boxes show stills from a video sequence, a tunnel beneath a motorway. It is an uneasy situation of transition a foot passenger will pass as quickly as possible. D, 2007, 4 Videostills, light objects Zeichensysteme im Schnee. Ein signifikantes Haus in den Farben Rot und Weiß, das über den Horizont verschoben ist. Raum und Zeit wird uneindeutig, paradox. Notations in the snow. A significant house in red and white, shifted beyond the horizon. Space and time become ambiguous, paradox. D, 2008, 12 photos for photography and adjoining arts
"Die Trägheit des Auges akzeptiere ich nicht."
von
Vito Orazem
Essen, 2009
Vito Orazem, born 1959 in Ljubljana, mediascientist, undertakes theoretical and practical analysis of photography,
holography and new media, focussing on media-immanent aesthetics, marginal phenomena in the media,
and
reception processes. He is currently managing director at the Design Zentrum Nordrhein-Westfalen in Essen.
GILDA UND ANDREW
DUNKELLAND
THE BOTANIST´S DELIGHT (DAS
BOELCKESTRASSE
TEMPELHOF
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